Tränen strömten über ihr Gesicht als sie im Steinkreis saß und sich mit ihrem Rücken an einen großen, alten Stein lehnte. Bilder und Gefühle tauchten nach der Reihe auf. Sie wusste nicht, ...
... ob das alles ihre eigene waren oder ob sie vieles wahrnahm, was an diesem Ort passiert war. Es war ihr letztendlich auch egal, denn es änderte nichts an dem
Strom, der durch sie floss.
Sarina ließ es zu ohne weiter darüber nachzudenken. Ja, auch das hatte sie im Laufe der letzten Jahre gelernt: nicht immer alles hinterfragen und analysieren zu
wollen, sondern die auftauchenden Gefühle anzunehmen, zuzulassen und loszulassen. Das war mitunter schwieriger als es sich anhörte. Doch es war das Einzige, das ihr auf ihrem Weg weiterhalf. Wie
hieß es so schön, „In der Annahme liegt Heilung.“
Allmählich begannen die Tränen zu verebben. Sie blickte zu ihrer Freundin Ana, die weiter weg ebenfalls bei einem Stein saß. Ihr schien es ähnlich zu gehen. Zum Glück war der Steinkreis nicht so bekannt und sie waren die Einzigen hier.
Ihr Blick fiel auf einen Raben, der von einem anderen Stein auf sie herabschaute. Es war ihr, als würde er sie rufen. Daher stand sie auf und ging zu ihm hinüber. Sie umarmte den Stein und hatte dabei das Gefühl, dass alle noch in ihr vorhandene Schwere aus ihr in die Erde floss. Dabei wurde ihr warm ums Herz.
Sie wusste nicht, wie lange sie dort lehnte, denn wie immer hatte sie das Zeitgefühl im Steinkreis verloren. Hier schienen alle Zeiten und Räume miteinander verbunden zu sein.
Plötzlich spürte sie, wie sich eine Hand sanft auf ihre Schulter legte. „Magst Du allmählich wieder zurückkehren?“, hörte sie Ana leise fragen. „Die Abenddämmerung
bricht ein und wir wollten doch noch ein Ritual machen“, fuhr sie fort.
„Ja, ich komme gleich wieder ganz im Hier und Jetzt an“, antwortete Sarina. Sie bedankte sich bei dem Stein und kehrte mit ein paar tiefen Atemzügen wieder ganz in
den Augenblick zurück.
Die Freundinnen blickten einander an und lächelten einander wissend zu. Viel war in ihren inneren Welten geschehen. Ein paar weitere Schichten voll mit altem
Ballast, die schwer auf ihnen gelegen und ihr inneres Licht verdunkelt hatten, waren von ihnen abgefallen. Eine neue Strahlkraft bahnte sich in beiden den Weg nach außen.
Auf einmal hörten sie zwei Raben schreien. „Es hört sich so an, als würden die beiden sich aufregen, dass wir nicht weitermachen“, sagte Ana lachend zu Sarina. „Also lass uns gemeinsam und zusammen mit unseren Engeln und lichtvollen Helfern den Steinkreis energetisch reinigen und seine Funktion als Dimensionstor wieder herstellen. Dazu laden wir auch die Hüter des Kreises und des Ortes ein.“
Die beiden stellten sich in der Mitte des Steinkreises gegenüber voneinander hin und arbeiteten auf ihre eigene Art und Weise. Dann machten sie ein weiteres Ritual
außerhalb des Kreises.
In dem Moment, als sie aufhörten, erhoben sich die Raben und flogen weg. „Schaut so aus, als hätten wir unsere Sache gut gemacht“, rief Sarina Ana zu. „Fühlst Du Dich auch so energiegeladen und unbeschwert wie ich?“
„Ja, mir geht es wie Dir. Was für ein Erlebnis“, antwortete Ana. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass all die Emotionen, die wir unterdrücken sich in Eisblöcke
verwandeln und eine gewisse Art von Härte in uns erzeugen. Wenn wir dann aber unseren Tränen erlauben zu fließen, verwandelt sich das Eis in uns in Wasser und wir bekommen dadurch wieder
Lebensenergie zurück.“
„Weise Worte“, bekräftigte Sarina die Aussage ihrer Freundin. „Und was fangen wir jetzt mit dieser neu gewonnenen Lebensenergie an? Wollen wir ein paar Purzelbäume schlagen, singen oder tanzen und danach etwas essen gehen?“
„Also, nachdem wir noch allein hier sind, würde ich am liebsten noch ein bisschen singend im Steinkreis tanzen. Wie schaut es aus, machst Du mit? Obwohl, diese Frage
kann ich mir sparen. Denn, wenn ich mir Dein Lächeln und Deine strahlenden Augen ansehe, kenne ich die Antwort schon“, kam als Antwort von Ana zurück.
Und so ließen beide ihren Aufenthalt an diesem magischen Ort singend und tanzend ausklingen.
Text: Sabine Potetz
Foto: Danke an Pixabay
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